Der wichtige Punkt in dieser Betrachtung ist die Wahrnehmung. Wie nehmen wir Intelligenz überhaupt wahr? Vielen Tieren wird eine hohe Intelligenz zugesprochen – zum Beispiel Delfinen. Ich selbst bin noch keinem Delfin persönlich begegnet, aber selbst die Serie Flipper konnte mich nicht davon überzeugen, dass Delfine einen besonders hohen IQ haben. Versteht mich nicht falsch: Ich zweifle nicht daran, dass Delfine kluge Tiere sind. Aber eine Differentialgleichung wird ein Delfin wohl trotzdem nicht lösen.
Auch Menschenaffen sind beeindruckend intelligente Tiere. Im Zoo Leipzig erforschen Kognitionswissenschaftler seit Jahren die Fähigkeiten von Bonobos. Besonders bekannt ist Bonobo Kanzi: Als ein Wissenschaftler einmal beiläufig vorschlug, das Licht einzuschalten, sprang Kanzi auf und betätigte den Lichtschalter. Das Erstaunliche daran? Er wurde nicht darauf trainiert – er hatte allein durch Beobachtung gelernt. Für die Forschung war das ein bemerkenswerter Beleg für die kognitiven Fähigkeiten der Primaten. Für Außenstehende wirkte es vermutlich eher wie ein netter Zirkustrick. Delfine könnten das nicht – aber vermutlich nur, weil es unter Wasser kaum Lichtschalter gibt.
Ich möchte an der Stelle keiner Spezies die Intelligenz absprechen, aber die Aufmerksamkeit auf die Wahrnehmung lenken. Stellt euch vor, ihr habt zwei Hunde – Emil und Axel. Axel ist gut trainiert – sagt man ihm, er solle das Licht an machen, geht er zum Schalter und macht es an. Er kann auch Bier aus dem Kühlschrank räumen und den Geschirrspüler an schalten. Intelligent, oder? Emil hingegen liegt nur rum, wenn man ihm einen Befehl gibt schaut er kurz auf und legt sich wieder hin. Es ist eindeutig, wer von den beiden intelligenter scheint. Nun stellen wir uns aber vor, Emil würde bei jedem Befehl antworten, auf Deutsch, dass er keine Lust darauf hat, und du doch selbst das Licht anstellen kannst, weil er gerade lieber chillt. Wahnsinnig intelligent, oder?
Genau so ist es mit der KI – es gibt KI Anwendungen schon sehr lange. Schon in den 1950er-Jahren beschäftigte sich Alan Turing mit künstlicher Intelligenz. Er entwickelte den sogenannten Turing-Test: Eine Maschine gilt als intelligent, wenn ein Mensch im Gespräch nicht mehr merkt, dass er mit einer Maschine spricht.
Seitdem hat sich viel getan. Künstliche Intelligenz steckt längst in unserem Alltag:
- in Navigationssystemen,
- in Spam-Filtern,
- in der Spracherkennung,
- in Schachcomputern, die Weltmeister schlagen,
- in medizinischer Diagnostik,
- oder bei der Gesichtserkennung.
Nur: All das passierte lange im Hintergrund – still und unscheinbar. Erst jetzt, wo KI mit uns sprechen, Bilder generieren, Musik komponieren und Texte schreiben kann, nehmen wir sie als „intelligent“ wahr. Die Intelligenz war also schon da – wir haben sie nur nicht erkannt.
1. Alan Turing & der Turing-Test
- Turing, A. M. (1950): Computing Machinery and Intelligence, in: Mind, Vol. 59, Nr. 236, S. 433–460.
➤ Volltext auf der Universität Oxford (PDF) - Einführung & Erklärung des Turing-Tests:
➤ Encyclopedia Britannica: Turing test
➤ Informatecdigital: Was ist der Turing-Test?
2. Kanzi, der sprechende Bonobo
- Deutschlandfunk-Beitrag „Genies unter Affen“:
➤ https://www.deutschlandfunk.de/genies-unter-affen-100.html - Buchhinweis: Savage-Rumbaugh, S. & Lewin, R. (1994): Kanzi: The Ape at the Brink of the Human Mind
3. Historische Meilensteine der KI
- Überblick über die KI-Entwicklung:
➤ Stanford University: AI Timeline (Artificial Intelligence Index)
➤ Brookins: Understand Artificial Intellogence - Deutscher Einstieg:
➤ Bundeszentrale für politische Bildung: Künstliche Intelligenz
4. Angewandte KI im Alltag
- Beispiele für KI im Alltag:
➤ Stiftung Warentest – Wo uns Künstliche Intelligenz begegnet - Chatbots, Diagnose-Algorithmen, KI in der Musik:
➤ KI-Anwendungen auf der Plattform „KI Campus“